32 schottische Hymnen (Sacred Songs), Melodien Nr. 11-21

Lachlan MacBean: The Songs and Hymns of the Scottish Highlands, 1888
Lachlan MacBean: The Songs and Hymns of the Scottish Highlands, 1888

A: Sacred Songs
2. schottische Hymnen Nr. 11-21


11. Fulangas Chriosd - The Sufferings of Christ

Die Note a am Ende des folgenden Liedes klingt zumindest für unsere heutigen, an ein tonales oder tonikales Zentrum gewöhnten Ohren recht befremdlich. Und vielleicht sollte das Ende der Melodie auch in 'Old Scottland' schmerzvoll klingen? Immerhin handelt der Text von "The Sufferings of Christ", also von den Leiden Christi. Jedenfalls endet der Hymnus mit der Finalis a und bedient sich der Noten des äolischen Modus (Kirchenart), was im Prinzip unserem a-moll entspricht. Wir hören die Melodie aber eher in G-Dur und würden ihr so gern als letzte Note ein g spendieren.

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"Hymn by Dugald Buchanan. The air is that sung in Rannoch, where the hymn was composed."


12. Oran Mu Leanabh Og - A Child In Heaven

Die einfache Melodie dieses Liedes über "Ein Kind im Himmel" vermeidet jeglichen Halbtonschritt, in C-Dur also die Tonfolgen e-f und h-c. Dadurch ergibt sich die ('kindliche') pentatonische Skala c-d-e-g-a.

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"Hymn by P. Grant. Melody written down from a native of Strathspey."


13. Morachd Dhe - The Greatness Of God

Wie die vorstehende nutzt auch die folgende Hymne lediglich fünf Töne der Durtonleiter, in diesem Fall: f-g-a-c-d. Von F-Dur nach C-Dur transponiert würden sich, wie oben, die Töne c-d-e-g-a ergeben.

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"Verses by Buchanan. The air is said to be an old 'Oran Sith', or fairy melody."


14. Earbs' A Chriosduidh - Christian Confidence

In "Christliches Vertrauen" werden 6 Töne (g-a-b-c-d--f) von g-moll benutzt - und damit einer von zwei möglichen Halbtonschritten (a-b). Im unteren Tetrachord (die eine Quarte umfassende Viertonfolge g-a-b-c) liegt der Halbtonschritt somit zwischen 2. und 3. Stufe - so, wie er es sowohl im äolischen als auch im dorischen Modus tut. Unterscheiden lassen sich die beiden Kirchentonarten nur mittels des oberen Tetrachords, der hier aber 'im Verborgenen' bleibt.

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"Words from Buchanan's 'Prayer'. The tune is a common air adapted. A version of it appears in the 'Celtic Lyre'.


15. Gradh M' Fhear-Saoraidh - My Saviour's Love

Bitte beachten: Das Noten-Abspielprogramm ignoriert leider die Wiederholungs- bzw. Sprunganweisungen. Korrekte Vorgehensweise: Die Melodie wird zunächst einmal komplett durchgespielt. Dann fordert die Anweisung "D. S. al Fine" ("Dal Segno al Fine") dazu auf, zu der mit dem Segno-Zeichen markierten Stelle zurückzuspringen und diese Passage bis "Fine" (Schluss) noch einmal zu spielen. Hier die komplette Melodie:

vollständige Melodie unter Beachtung der Anweisung "Dal Segno al Fine"
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'Hymn by P. Grant. The air was obtained for this collection from a Gaelic singer."


16. Gearan Nan Gaidheal - The Cry Of The Gael

Die Lieder Nr. 15 und 16 sind beide in a-moll notiert. Und beide nutzen 6 der 7 Töne dieser Tonleiter, nämlich: a-h-c-d-e--g. Wie in Lied Nr. 14 ist auch hier die 7. Stufe der Tonleiter vermieden worden. Auch gleich in allen drei Hymnen ist die Schlussformel, eine fallende diatonische Tonfolge mit dem Grundton als Endpunkt.

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"From the hymn by P. Grant. The tune to which it is sung has been noted down for this collection."


17. Aslachadh Air Son Beannachd - Supplication for Blessing

In Lachlan MacBeans Liedersammlung von 1888 ist der folgende Hymnus vierstimmig als Chorsatz notiert, siehe hier: Supplication for Blessing, vierstimmig. Nachfolgend ein Auszug der Sopranstimme (oktaviert für Blockflöte).

Die Melodie erklingt in A-Dur. Sie moduliert dann zu ihrer Dominante E-Dur (die Note d in A-Dur wird durch ein Kreuz zu dis erhöht und dadurch zum Leitton nach E-Dur). Die Fermate über dieser Stelle verlangt nach einem Haltepunkt, nach einem kurzen Verweilen auf e (das Abspielprogramm ignoriert das leider). Schließlich endet die Melodie bzw. Harmonie wieder in A-Dur.

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"Hymn by M. Macfarlane, Paisley. The tune is an ancient melody known as 'Uaigh a Bhaird' - The Tomb of the Bard. Harmony by W. H. Murray, Glasgow."

Modulationen beziehungsweise, allgemeiner gesprochen, sog. zufällige Vorzeichen/Versetzungszeichen finden sich noch in weiteren Songs dieser Kollektion schottischer Lieder. Sie sind aber doch sehr untypisch für traditionelle schottische 'Tunes'. Durch sie, besonders wenn sie als Leitton dienen, erhalten Melodien sehr schnell den Charakter klassischer europäischer Kunstmusik.


18. Coigrich - Strangers

Das Lied über "Fremde" bedient sich der äolischen Kirchentonart, also Moll nach unserer heutigen Auffassung (in diesem Fall: d-moll).

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"From the hymn by Rev. P. Grant. The melody is given as sung in Strathspey."


19. Oran Gaoil - A Song Of Love

Mit gleicher Vorzeichnung wie das vorangegangene Lied ist der folgende Song über (christliche) Liebe notiert. Er könnte daher auch in d-moll erklingen. Ein Be (♭) Vorzeichnung steht aber ebenfalls für die Paralleltonart F-Dur - und weil der Ton f prominent vertreten ist, hören wir diesen Hymnus in Dur. Allerdings: Die Melodie nutzt nur fünf Töne der eigentlich siebenstufigen Skala (Tonleiter), nämlich f-g-a--c-d. Sowohl der Leitton e als auch der Ton b werden übergangen. Insofern hätte auf die Vorzeichnung auch ganz verzichtet werden können.

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"The tune was contributed by a Gaelic singer in Strathspey."


20. A Chrioch - The End

Auch im folgenden Beispiel ist die Vorzeichnung eigentlich überflüssig. Ein Kreuz (♯) Vorzeichnung steht für die Tonart G-Dur oder e-moll. Da in der Melodie der vorherrschende und auch schließende Ton g ist, hören wir sie in Dur. Der Leitton von G-Dur, also fis - und hierauf bezieht sich die Vorzeichnung, das Kreuz erhöht f zu fis - genau dieser Leitton fehlt allerdings. Ein wirklich eindeutiger Dur-Charakter wird dadurch vermieden.

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"Gaelic from Buchanan's 'Day of Judgment'. The melody is an Ossianic chant."

Wenn wir uns nun in die Zeit der Entstehung dieses "Ossianischen Gesangs" zurückversetzen und davon ausgehen, dass damals noch nicht in unserem Dur-Moll-System, sondern modal gedacht, musiziert und komponiert wurde, dann stellen wir fest: Eine eindeutige Zuordnung zu einem Modus ist nicht möglich. Die Melodie kann sowohl dem ionischen (Finalis c) als auch dem mixolydischen (Finalis g) Kirchenton angedacht werden.

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21. Gleann Na H-Irioslachd - The Valley Of Humility

Es folgt ein weiteres Beispiel, bei dem die Vorzeichnung weggelassen werden könnte. Für alle Blockflötistinnen und Blockflötisten, die noch kein b gelernt haben, heißt das: Macht nix, das folgende Lied enthält diesen Ton b gar nicht. Ein Leitton allerdings ist in diesem Fall vorhanden: Der Ton e, der zum Grundton f strebt. Dieses Merkmal für F-Dur kommt jedoch nur einmal vor, und nicht im letzten, wie in klassisch komponierter Kunstmusik üblich, sondern etwas 'versteckt' im vorletzten Takt.

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"Verses from the Gaelic hymn by John MacLean. The tune is the sacred melody known as 'The Hymn of the Saviour."



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